Heute gehört es zum täglichen Aufgabenbereich vieler
Arbeitnehmer komplexe sich rasant ändernde Systeme zu
bedienen. Dies macht den Aufwand für jeden Mitarbeiter, sich
in neue Software einarbeiten zu müssen, sehr hoch. Da immer
mehr Nutzer immer mehr Systeme im betrieblichen als auch im
privaten Umfeld nutzen wollen oder müssen, wird die
Einarbeitungszeit zunehmend zu einem Problem. Dabei ist der
historisch gewachsene Ansatz, dass der Nutzer sich in der
Regel an ein nicht mehr veränderbares
Anwendungssystem anpassen muss, wenig zeitgemäß.
Die manuelle Anpassung eines Anwendungssystems an einzelne
Nutzer ist zwar möglich, vom Aufwand her aber nicht tragbar.
Die automatisierte Anpassung eines Anwendungssystems stellt
eine elegantere, jedoch auch deutlich komplexere Lösung dar.
Um dem Nutzer intelligente Eingabevorschläge oder
Auswahlvorgaben anzubieten, muss das Anwendungssystem
Kenntnisse über den Nutzer, seine Aufgaben und sein
Systemverhalten haben. Nur dann ist eine
intelligente „Vorhersage“ und somit eine konkrete
Hilfestellung möglich.
Neben den inhaltlichen Anpassungen muss jedoch auch über
neue Interaktionskonzepte nachgedacht werden. Das betrifft
nicht nur neue physische Interaktionskonzepte zwischen
Mensch und Technologie wie zum Beispiel Touch-Oberflächen,
sondern auch neue Ansätze von Wahrnehmungsinteraktionen.
Oft lassen sich herkömmliche „Weiter“-Buttons komfortabel
durch Umblätter-Effekte ersetzen. Ein falsch eingegebenes
Passwort lässt sich durch einen Schütteleffekt
der Eingabebox signalisieren. Die Wahrnehmungspsychologie
spielt hierbei eine enorm wichtige Rolle.
Nutzerprofile sind eine Möglichkeit, solche personalisierten
Informationen vorzuhalten, um Inhalt und Darstellung für
jeden einzelnen Nutzer individuell einzustellen. Je nach
Anwendungsgebiet, also z.B. Funktionsbereich oder
Branche sind andere Faktoren wichtig. Auch die Aggregation
von Informationen aus manuell erfassten Daten und solchen,
die durch das System erzeugt wurden, ist komplex. Zwar gibt
es in vielen Systemen Autorisierungs- oder auch
Nutzerprofile, die meisten beschränken sich jedoch auf sehr
rudimentäre Informationen wie Namen, Email, Passwort, usw.
Facebook und andere Social Media Services beinhalten sehr
viele persönliche Informationen, jedoch werden diese immer
noch hauptsächlich für Werbezwecke verwendet und nicht für
die Adaption von Nutzerprofilen. Zudem sind viele Nutzer
unsicher, wer Zugriff auf diese Informationen hat oder wofür
diese verwendet werden.
Zusätzlich können integrierte Regelwerke eine überprüfende
oder warnende Rolle einnehmen und damit den Anwender im
Idealfall vor eventuellen Fehlentscheidungen schützen.
Gesetzliche und ethische Regelwerke könnten hierzu direkt in
die Anwendungssysteme integriert werden.
Mit zusätzlichen Informationen, die in einem Nutzerprofil
gespeichert werden, steigen natürlich neben den
Möglichkeiten auch die Ansprüche an die Sicherheit.
Aus diesen Möglichkeiten ergeben sich unter anderem folgende
Fragen:
- Wofür machen Anpassungen des Nutzerprofils Sinn?
- Welche Faktoren sind für
welche Branche/Aufgabengebiete/Nutzung wichtig?
- Welche Erleichterungen / Hilfestellungen können durch
welche Faktoren erzeugt werden?
- Welche Daten müssen von Hand eingetragen und welche
können vom System erzeugt werden?
- Wie wirkt man einem anfänglichem Fehlen
von systemgenerierten Daten entgegen (Cold
Start Problem)?
- Welche Anpassungen der Inhalte und deren Darstellung
sind für welche Nutzergruppe sinnvoll?
- Welche psychologischen Konzepte lassen sich verwenden?
- Wie können zukünftige Nutzerprofile
gegen unberechtigten Zugriff gesichert werden?
- Welche Regelwerke sollten in
Anwendungssysteme integriert werden?
- Welche physischen Interaktionen können
verwendet werden?
- Welche Wahrnehmungskonzepte kommen zum tragen?